Childrensongs.de

Fred, der Schneck vom Rübenbeet

Text und Musik: Wolf-Dieter Rahn.

Prolog
Wer trägt ein drollig kleines Haus
und kriecht stets auf dem Bauch,
zwei Fühler schauen lustig raus
und langsam ist er auch.

Wenn’s heiß wird oder brenzelig,
dann zucken beide Fühler,
dann zieht er sich ins Haus zurück,
wo’s sicher ist und kühler.

Der Schneck ist’s, ja das wisst ihr wohl,
die Haut ist weich wie Butter,
frisst junge Blätter und auch Kohl
zum Schrecken eurer Mutter.

  1. Er schlüpfte einst im Monat Mai
    - ein Bauer machte Päuschen -
    aus einem perlengroßen Ei
    bereits mit Schneckenhäuschen.

    und als er wuchs, so frisch gepellt,
    da wuchs auch mit sein Heim.
    So komm doch raus, entdeck’ die Welt,
    doch Fred, der sagte „Nein“.

    „Nein ich bleibe lieber drin,
    denn hier ist mein Zuhaus’,
    da draußen ist es sicher schlimm,
    ihr kriegt mich hier nicht raus!“

    Ref.
    Denn Fred, der Schneck vom Rübenbeet,
    der kam noch nie ans Licht,
    ob alle rufen: „Komm doch Fred!“
    der Fred, der trau sich nicht

  2. Da kam ein Hase angerannt
    – es war wegen der Rüben -
    hab’ ihn sogleich am Fell erkannt:
    der Hobbel-Fritz von drüben.

    Der denkt sich: „Nu – was issn hier,
    ein Häuschen ohne Schnecke?“
    Der Fred denkt: „was für’n dummes Tier“
    und rührt sich nicht vom Flecke.

    Er rief nur:
    „Nein denn draußen ist’s zu kalt
    gefährlich heiß und trocken
    gefressen wird’ ich sicher bald,
    ich lasse mich nicht locken!“

    Denn Fred, der Schneck vom Rübenbeet...

  3. Der Maulwurf Max vom Erdenreich,
    der baute einen Hügel,
    stieß Fred dabei in einen Teich,
    vom Rollen wurd’ ihm übel.

    fiel auf des Karpfen Karlchens Kopf
    die Frösche sah’n’s im Chor
    prallt ab in einen Blumentopf,
    die Frösche quaken: „Tor!“

    Er rief nur: „Nein das ist zum Lachen nicht,
    - die Lage ist vertrackt -
    denn komm ich raus, so schäm ich mich,
    ich bin doch völlig nackt!“

    Und Fred, der Schneck vom Rübenbeet...

  4. Da lag er nun, war ganz allein,
    fing leise an zu flehen,
    und schließlich heulend an zu schrei’n:
    „Ich will die Welt jetzt sehen!“

    „Hab keine Angst wie eine Maus,
    wir Schnecken habe Glück,
    denn musst du dringend mal nach Haus
    ziehst du dich nur zurück“

    plopp – plopp,
    erst rechts dann links
    kamen eins, zwei
    kleine Fühler herbei

  5. langsam, ganz langsam
    kam Fred aus seinem Bau,
    denn vor ihm sprach lächelnd
    eine süße Schneckenfrau.

    langsam, ganz langsam,
    in klitzekleinen Stücken
    und Freude über Freude,
    das Haus blieb auf dem Rücken!

    Da freute sich der kleine Fred
    und schrie ganz laut „Hurra“
    rief lachend übers Rübenfeld:
    „Hey Leute, ich bin da!“

Illustration: Ines Rarisch
Illustration: Ines Rarisch

Hörbeispiel


Besetzung:

Junges Heidelberger Streichquartett
Violine I: Paula Stark
Violine II: Marion Egner
Viola: Xaver Detzel
Cello: Heidrun Janischowski

Schneckenfrau: Marlene Wolf
Klavier: Wolf-Dieter Rahn


Fred, der Schneck

Konzeption

Es gibt Kinder die völlig angstfrei auf jeden Fremden zugehen, die man aus jeder Kindergruppe herauskreischen hört, aber es gibt auch die, die sich erstmal verstecken, deren Stimme fast versiegt, wenn man sie nach ihrem Namen fragt. Diesen Kindern fehlt es meist an Grundvertrauen und diesen Kindern wollte ich ein Lied widmen. Von außen betrachtet haben wir hier ein Schneckenhaus ohne Schnecke, über das sich ein Hase wundert, welches von einem Maulwurf gestoßen wird und schließlich in einem Blumentopf landet. Der Insasse bekommt von der Außenwelt nur wenig mit, denkt sich die schlimmsten Gefahren aus und bleibt da hocken, wo er sich am Sichersten fühlt: in seinem Zuhause. Seine größte Sorge ist die, dass er dieses Haus, sein Zuhause verlieren könnte.

Von innen betrachtet, findet man ein in-sich-gekehrtes, ängstliches Kind, welches gerade mal einigermaßen mit sich und seiner Umwelt in nächster Nähe zurechtkommt. Es muss sich an jede neue Umgebung zunächst stark gewöhnen und klebt an der Bezugsperson wie eine Klette. Verlassensängste spielen dabei sicherlich auch eine große Rolle. Solch ein Kind steht dann vielleicht weinend in der Ecke statt mit den anderen zu toben. Es flüchtet sich in Träume und nimmt die Realität gar nicht richtig war. Die Lösung für Fred liegt letztendlich darin, dass er erkennt, dass er sich bei Bedarf – egal was kommt – immer wieder in sich zurückziehen kann, dass dieses „Zuhause“ immer bleibt und dass es ihm niemand wegnehmen kann. Kinder (und Erwachsene) müssen lernen, sich selbst immer der beste Freund zu sein, dann hat man eine starke Basis in sich und ist für die Welt da draußen immer gewappnet... Fred kann vielleicht diesen Kindern helfen „aus sich raus zu kommen“ und den anderen ermöglichen ein ängstliches Verhalten so vielleicht etwas besser zu verstehen. Vielleicht bewirkt es ja sogar ein Aufeinander zugehen, dass die mutigen Kinder sich um die ängstlichen Kinder kümmern. Die Geschichte von Fred zeigt ja auch die Traurigkeit und die Einsamkeit, die diese Ängste mit sich ziehen. Musikalisch ist das Lied für Streichquartett mit Klavier gesetzt. Der intime kammermusikalische Klangcharakter dieser Besetzung schien mir als besonders geeignet um die Stimmung des Textes umzusetzen.

Zunächst hält sich das Quartett noch stark an die Klavierbegleitung, löst sich jedoch schon bald davon und übernimmt zunehmend begleitende Figuren. Die vierte Strophe wendet sich harmonisch von F-Dur nach F-Moll um die sich einstellende Traurigkeit und Einsamkeit zu vermitteln, während die fünfte Strophe dann wieder ganz im Stile von Strophe I und II gehalten ist.

Die Klagegesänge (Zwischenspiele I-III) des Fred sind stets rezitativisch von einem Streicherteppich unterlegt. Dieser wird jedoch von Mal zu Mal durch zusätzliche Vorhalte und einer tröstenden Kantilene in der 1. Violine emotionaler. Im dritten Zwischenspiel bei der Textpassage „die Lage ist vertrackt“ spiegelt sich die Verzweiflung zusätzlich harmonisch in einem neapolitanischen Sextakkord wider (immer wieder gern gehört um „Leid und Schmerz“ auszudrücken). Der Lockgesang der Schneckenfrau (Zwischenspiel IV) wendet sich dann kühn von F-Moll in die Untermediante D-Dur und mündet in einem C-Dur-Klang, der als Dominante wieder zur Ausgangstonart F-Dur zurückführt (die Gesangsstimme wird hierbei von der Bratsche unterstützt).

Unterrichts- und Spielideen:

  • Lautes Sprechen üben, mit Lauten spielen (jaulen, Tierlaute nachahmen)
  • Die Geschichte nachspielen!


© Wolf-Dieter Rahn 2010 Impressum Kontakt: email