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Morgens sechs Uhr in der Frühe
hört man Heinrichs Tiere klagen,
Bäu'rin Clara hat viel Mühe
Heinrich aus dem Bett zu jagen.
Bäu'rin Clara hat es satt und
nimmt die rote Bimmelbahn
in die nächste große Stadt
und kauft sich einen Hahn.
Doch Boris ist ein Gockelhahn,
der leider gar nicht krähen kann,
Bauer Heinrich kommt zu spät,
weil Boris - nicht kräht!
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Heinrich war ein fauler Bauer,
wackelte nur mit den Zeh'n:
"Laß mich ruh'n, sonst werd' ich sauer,
viel zu früh um aufzusteh'n !"
Bäurin Clara in dem Garten
vorwurfsvoll zu Boris spricht:
"Sag, wie lang' willst du noch warten,
warum krähst du nicht?"
(bok bok bok)
Boris ist ein Gockelhahn,
der leider gar nicht krähen kann,
Bauer Heinrich kommt zu spät,
weil Boris - nicht kräht!
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Karl, das Lämmlein spricht zur Mutter:
"Wann bringt Heinrich unser Futter?"
"Hab' mich eben erst beschwert!"
wieherte das Pferd.
"Hunger! Hunger!" - alle schrei'n:
Hund und Katze, Ochs und Schwein...
"Brüll!" und "Jaul!" und "Mäh!" und "Muh!"
- niemand mehr gibt Ruh'!
(bok bok bok)
Boris ist ein Gockelhahn,
der leider gar nicht krähen kann,
Bauer Heinrich kommt zu spät,
weil Boris - nicht kräht!
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"Gack, gack, gack",
es gackerte der ganze Hühnerstall
"Boris hörst du's draußen nicht? Die Tiere überall?"
Die kluge Biene Maja, die hatte die Idee!
Sie stach den Boris und - oh weh -
der arme Boris schrie:
"Kikeriki!"
(bok bok bok)
Boris ist ein Gockelhahn,
der endlich richtig krähen kann
alle fressen frisches Stroh,
sind glücklich und sind froh!
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Illustration: Paula Stark |
Hörbeispiel
Besetzung:
Klarinette: |
Nicole Krüger |
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Mareike Kirchmann |
Trompete: |
Michael Bühler |
Tenor Sax: |
Martina Junker |
Bariton Sax: |
Stefan Zenth |
Posaune: |
Jakob Janotta |
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Fabian Beck |
Tuba: |
Markus Pfundstein |
Klavier: |
Wolf-Dieter Rahn |
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Konzeption
In diesem Lied werden mehreren Themen
verarbeitet: Das frühe Aufstehen und der Bauernhof mit all seinen
Tieren, vor allem mit der Hauptperson: dem Gockelhahn! Er übernimmt -
so will es das Klischee - die Funktion des Weckers. Doch der Hahn kräht
nicht, und das ist schon an sich eine groteske Situation. Wo gibt's
denn so was: einen Hahn, der nicht kräht! Andererseits hat dies zur
Folge, daß der Bauer nicht aufsteht und die Tiere kein Futter bekommen.
Erst als eine Biene ihn sticht, stößt der Gockel den berühmten
Hahnenschrei ("Kikiriki") aus. Der Name des Hahns, "Boris", ist dabei
übrigens nicht zufällig gewählt, sondern wegen seiner Lautverwandschaft
mit Tierlauten von Hühnern ("bok").
In diesem Lied wird das Kind jedoch mit einer
ihm sicherlich bekannten Situation konfrontiert: Die Erwachsenen (hier:
Die Bauersleute) erwarten etwas von ihrem Kind (Gockelhahn), was es
noch nicht beherrscht und noch lernen muß. Diese Erwartungshaltung
erzeugt Leistungsdruck beim Kind ("warum krähst du nicht?"), der sich
sich zusätzlich steigert, wenn andere, womöglich aus den eigenen Reihen
(die Hühner), sich auch noch anschliessen (die restlichen Tiere).
Das Arrangement ist der Musik auf dem Lande
angepaßt. Dort findet man immer noch überall die berühmte deutsche
Blaskapelle mit Klarinette, Trompete, Saxophon, Posaune und Tuba. Alle
Instrumente spielen auf ihren Instrumenten relativ tief, was den Sound
besonders erdig und schwerfällig macht. Als Vorbild hatte ich die Musik
der Augsburger Puppenkiste im Ohr. Doch war es mir auch sehr wichtig,
die Klangfarbe der Instrumente nicht nur im Zusammenspiel, sondern auch
einzeln vorzustellen, wie man es in den Strophen vernehmen kann.
Unterrichts- und Spielideen:
- Nachspielen lassen,
- Entdecken der eigenen Stimme: Wettkrähen / Tierlaute
nachahmen
(Unterschied herausarbeiten zwischen „unzufrieden hungrig“ und
„zufrieden satt“)
- Im Stuhlkreis „Überforderung, Leistungsdruck und Blockaden“
thematisieren.
- Die Instrumente Klarinette, Trompete, Saxophon, Posaune und
Tuba beschreiben.
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